Freitag, 19. September 2008

Von Zuchtperlen ,Palmwedel und Hochzeiten


Und schon sind vier Wochen wie im Flug vorbei gerauscht und ich frag mich wo die Zeit geblieben ist. Schön war´s, sehr schön sogar und jetzt sitze ich wieder in dem exzellenten Hotel in München und kann mir ein bisschen Sentimentalität nicht verkneifen. Aber Schluss jetzt mit der Jammerei, immerhin liegen drei Wochen höchster Genuss und vor allem Spaß hinter mir, und meine Leber schreit grade zu:"Ab in die Wüste mit dir, Abstinenz, es lebe die Abstinenz!"Und damit hat sie sogar recht, aber was soll man denn schon machen, wenn man in kürzester Zeit die letzten Monate die freudlose sozial- ernüchternde Einsamkeit kompensieren will. Dies ist mir, wie ich finde hervorragend gelungen und angefangen von Bridezillas Junggesellinnenabschied, über den Polterabend, der standesamtlichen Trauung bis hin zur grandiosen spanischen Hochzeit in Barcelona, blieben auch alle anderen wichtigen Dinge wie die weltbesten Freunde treffen, tanzen, reiten , Doko spielen und jede menge Brot auf Woscht essen, nicht auf der Strecke. Auch die ganze Familie kam aus allen Ecken der Welt in the best house in town zusammen und es wurde hübsch heftig um die schönsten Urlaubsfotos gebattlet. "Hier bin ich in Peru auf dem 5000der", sprach der Papa," jetzt setzt euch doch mal richtig hin... " "Will jemand mal Bilder von meinen Viehchern sehen?" kontere ich. " NEIN, bloß nicht, aber wo sind denn die Fotos von der Tante aus Brasilien?" " Oma, wie wars denn eigentlich im Spessart ? " Was will man mehr?! Aber Barcelona, das war wirklich ne Reise wert, fantastische Temperaturen, spanischer Wein und eine Dachterrasse mit Blick auf Kolumbus. Anke und ich sind schon Freitags angereist um Esther und Oscar ein bisschen bei den Vorbereitungen zu helfen, wobei Anke sich als sensationelle Weddingplanerin entpuppte und ich mit Martin unglaubliche Fähigkeiten in Reistütchen basteln entwickelte. Aber selbstverständlich kam die Kultur auch nicht zu kurz und während Bridezilla und Frau Weddingplaner letzte Besorgungen für das samstägliche Spektakel machten, folgten Martin und ich den Spuren von Gaudi und tausend anderen Touristen, die scheinbar die selbe Idee hatten. Hin und wieder ließ mich mein Orientierungsinn im Stich, welcher mir vereinzelt wüste Beschimpfungen der Mitreisenden einholte und mich zum hinterher trotten verdonnerte. Nur mit Gärten in jeglicher Variante hatten wir kein Glück und das ist, Gott seis getrommelt, nicht auf meinen Mist gewachsen.....Im Laufe der Woche gesellten sich dann noch Constanze, Carola, Malte, Anja und Martin dazu und nach einem gemütlichen Willkommens Bier wurden freitags Abend erste Verschönerungsmassnahmen an Beinen und Nägeln vorgenommen, die sich am nächsten morgen allerdings als Katastrophe herausstellten. (komischer weise nur bei mir?!) Versucht euch nie im beschwippsten Zustand und noch dazu im halbdunkeln mit Nagellack anzupinseln.... das geht schief.... und von den Beinen ganz zu schweigen! Egal, denn der große Tag stand bevor und Anke, Martin und ich machten uns plichtbewußt zum Ort des Geschehens auf, um das wunderschöne spanische Landhaus zu dekorieren und ein klietzekleines Stück Frankfurt als Kontrast an das alte Gemäuer zu hängen. Nach getaner Arbeit ging es zurück ins Hotel der Brauteltern, um uns umzuziehen und Zeuge einer lustigen Tradition zu werden. Denn in Spanien ist es üblich, dass ein Fotograph beim Ankleiden der Braut zugegen ist und fröhlich am Bilder knipsen ist, merkwürdig aber nicht mal so dumm. Allerdings ist es gar nicht so leicht jemanden so ein Brautkleid anzuziehen und noch dazu so ein schönes. Renate und ich mussten ganz schön ziehen und zerren, aber wann kommt man schon mal dazu eine Braut anzuziehen! Eine weitere Tradition ist das unbedingte Zuspätkommen der Braut, was Esther hervorragend praktizierte, und uns alle in unseren schnieken Kleidchen mit und ohne Zuchtperlen voller Spannung warten liess. Dann stand sie da-ganz in weiss, mit einem Blumenstrauß-und ich muss gestehen, dass ich wirklich sehr, sehr gerührt war. Ein komisches Gefühl, aber das war die erste Hochzeit die mir wirklich was bedeutet hat. Nach der Zeremonie gings gleich weiter im Programm und unter Seifenblasen ohne Reis werfen (war verboten, die schönen Reistütchen ganz umsonst) wurden alle zum Sektempfang in den Steingarten geleitet und das ist auch gleichzeitig der kulinarische Höhepunkt einer spanischen Hochzeit. Nix da nur ein schnödes Gläschen Sekt und ein trockenes Häppchen, nein nein kunstvolle angerichtete Leckerbissen in tausend Variationen, Reis und Nudelgerichte und Getränke nach jedem Geschmack. Ein Paradies, bis auf die ständigen Steinchen im Schuh, was das Laufen in den ohnehin schon ungewohnten Stöckelschühchen noch aufs übelste erschwerte. He aber ich bin nicht hingefallen mit meinen versehentlich gekauften Brautschuhen, wozu mir die Verkäuferin recht herzlich zu meiner Hochzeit gratulierte... heiraten? ich? Na ich weiß nicht. Dritter Programmpunkt war das Hauptessen, welches durch wild rufende und mit der Servierte über dem Kopf wirbeln Spanier, manche von uns in Erstaunen versetzte, aber auf jeden fall spaß machte und wie ich finde ein bisschen an Fußball erinnerte. Also die wissen schon wie man feiert und anschließend auf der Tanzfläche blieb kein Auge trocken. Überhaupt erinnerte auch das Brautstraußwerfen, bzw eher das Fangen, in Ansätzen an Rugby mit Zuchtperlen, wobei sich das zuchtperlenfreie Feld dezent zurück hielt. Gegen zehn neigte sich der offizielle Teil der Feier seinem Ende zu und der Rest der Hochzeitsgesellschaft wurde per Reisebus zurück nach Barcelona in eine Bar geschafft um dort den Abend bei Cocktails und guter Mucke ausklingen zu lassen. Fantastisch! Liebe Esther, lieber Oscar der Organiesations-Marathon hat sich absolut gelohnt und ich hoffe es hat euch beiden genauso gut gefallen wie uns und der Tag wird unvergessen bleiben. Der Nachhauseweg mit Martin und dem Palmwedel wird mir auf jeden fall in ewiger Erinnerung bleiben und ausnahmsweise funktionierte zu später Stunde meine Orientierung denn sonst wären wir mit 99% Sicherheit im Hafenbecken gelandet.